Donnerstag, 11. September 2008

Ein bißchen Geschichte

Ich habe einen toten Link zum Nierenberg-Report (Zusammenfassung für Entschiedungsträger) aktualisiert. 21.7.2009

Es ist schwierig, die Zeit für einen Blog zu finden, wenn man den zwischen Arbeit und Familie betreibt und dabei auch für seine Beiträge Hintergrundinformationen und Links besorgen möchte. Der Effekt ist, daß immer wieder angefangene Beiträge liegen bleiben. Am Ende frage ich mich dann, ob es überhaupt einen Sinn hat, noch etwas zu posten, was dann doch schon weitgehend anderswo abgehandelt wurde. So drängt es mich, etwas zu der neuen Veröffentlichung des MPI Hamburg über die Klimaentwicklung in Deutschland zu schreiben. Die Ergebnisse der Simulationen mit einem hochauflösenden Modell (REMO), die wegen eines zwar geringfügigen, aber ärgerlichen Fehlers einmal revidiert werden mußten und dabei viel Häme provozierten, kann man sich hier anschauen: (Link zur pdf-Datei - 16,18 MB)
Aber das muß warten. Stattdessen ein kurzer Blick auf eine interessante Diskussion, die gerade in amerikanischen Blogs läuft. Ende der siebziger Jahre war die amerikanische Regierung bereits über die Möglichkeit einer globalen Erwärmung besorgt, und hatte eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe eingesetzt, um dazu Bericht zu erstatten. Präzise gesagt, eine Art geheime Denkfabrik exzellenter Wissenschaftler, die wissenschaftliche Ideen für die Verteidigung oder von nationaler Bedeutung entwickelten, genannt Jason, erhielt 1977 den Auftrag, über das Problem der Klimaentwicklung nachzudenken und legte 1979 einen Bericht vor: JSR-78-07: The Long Term Impact of Atmospheric Carbon Dioxide on Climate. Interessant ist, daß die Ergebnisse dieses Berichtes in den Kernaussagen vorwegnehmen, was danach immer wieder mit größerer Präzision und Sicherheit bestätigt wurde:

Der Effekt einer Verdopplung der CO2-Mischungsverhältnisse, hier bis 2035 erwartet (inzwischen für ca. 2050 vorhergesehen) liegt bei 2-3 Grad Celsius Temperaturerhöhung. In der Arktis sollte die Temperaturerhöhung mit 10-12 Grad deutlich stärker sein.

Heute prognostiziert das IPCC 2-4,5 Grad je Verdopplung der CO2-Konzentration mit über 10 Grad Temperaturerhöhung in der Arktis.

Zur gleichen Zeit, als der Jason-Bericht herauskam, gab es auch eine Arbeit für den National Research Council, die man hier findet. Dieser Bericht mit dem Titel Carbon Dioxide and Climate: A Scientific Assessment, auch bekannt als der Charney-Report, hatte als wesentliche Ergebnisse, daß die CO2-Mischungsverhältnisse bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts sich verdoppeln würden und daß dieses zu einer Klimaerwärmung von ca. 2 bis 3,5 Grad Celsius führen würde. In der Arktis wäre die Erwärmung noch deutlich stärker.

So hatten schon 1979 zwei Studien mit unterschiedlichen Auftraggebern basierend auf frühen Modellrechnungen im Kern die gleiche Warnung vor einer globalen Erwärmung durch anthropogenes CO2 gegeben. Doch es gab noch einen dritten Bericht, den sogenannten Nierenberg-Report, der eine Trendwende markierte und eine Phase der Verzögerung von Maßnahmen gegen den Klimawandel einleitete. Die Hintergründe werden hier in Rabett Run erläutert, der sich dabei wiederum auf einen Artikel von Oreskes stützt. Der Bericht an das National Research Council kam 1983 heraus, und Nierenberg als Leiter der Arbeitsgruppe wird dabei die Rolle zugeschrieben, nun im Auftrag der Reagan-Administration dafür gesorgt zu haben, daß die Gefahr einer globalen Erwärmung verharmlost wurde. Die Zusammenfassung des Berichtes hat der Sohn des damaligen Leiters, Nicolas Nierenberg, hier gepostet. Und das erstaunliche ist: fast durchweg sind die Schlußfolgerungen die gleichen, wie in den anderen Berichten: die CO2-Mischungsverhältnisse werden sich im 21. Jahrhundert verdoppeln, der Effekt ist eine Erhöhung der Temperatur von 1,5-4,5 Grad Celsius (wobei die exakte Formulierung hier trickreich ist, da von der Temperaturerhöhung die Rede ist, die folgt, wenn CO2 sehr lange auf verdoppeltem Niveau bleibt). Die Unterschiede zu den anderen Berichten liegen woanders. Der Nierenberg-Report betont, anders als die anderen Berichte, daß es auch positive Auswirkungen (CO2-Düngung) gebe. Und er empfiehlt, zunächst mal das Problem weiter zu erforschen, aber noch nichts zu unternehmen, um massiv CO2-Emissionen zu reduzieren. Es sei kostengünstiger mit anderen Treibhausgasen zu beginnen. Daß die Schlußfolgerungen dieses Berichts bei gleicher wissenschaftlicher Grundlage ganz anders ausfielen und nun der Reagan-Administration erlaubten, das Problem auf die lange Bank zu schieben, bis 1988 Hansen erneut mit Modellergebnissen deutlich machte, daß es nun klare Hinweise auf einen laufenden Klimawandel gebe, liegt wohl an der Zusammensetzung dieser Arbeitsgruppe, bei der zum einen Nierenberg seinen Einfluß nutzte, die Resultate zu entschärfen und andererseits zwei Wirtschaftswissenschaftler beteiligt waren, die das gleiche Ziel hatten.

Wenn man mehr darüber erfahren will, lohnt sich der Blick in den Blog von Atmoz.

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